Foto: Rainer Ahrendt

Wer die beste Phantasie hat, hat den größten Genuss.“ Theodor Fontane

Geboren im eiskalten Winter 1946, erlebte ich Kindheit und Jugend bis zu meinem 18. Lebensjahr in Schlotheim/Thüringen, einer kleinen Industriestadt in Seilerei- und Webereitradition.

Als Kind schon kramte ich gerne in den umfangreichen Sammlungen von Fotos der Familien meiner Mutter und meines Vaters herum, von denen mein Vater sagte: „Bei Flucht oder Feuer sollten vor allem die Fotos gerettet werden“. Die Holzkästen und Alben, gefüllt mit zahlreichen Fotos ab dem Jahr 1883 zogen mich in ihre eigene Welt.

Besonders Fotos, auf denen die Menschen direkt und unverwandt zu mir schauten, regten meine Fantasie an. Kaum wissend, wer genau dort abgebildet war, konnten sie mit mir sprechen und erzählten mir Geschichten, die ich in ihnen sah.

Mit 24 Jahren, erst beim Berufswechsel zum Kameramann, begann ich selbst zu fotografieren und lernte so Arbeiten vieler bedeutender Fotografen wie NADAR d.Ä., Atget, Paul Strand, August Sander bis hin zu Richard Avedon kennen. Die Vorstellung, in meiner Fotografie einen zeitlosen Kosmos zu finden, hat sich damals entwickelt.

Von 1980 bis 1990 entstanden Bilder hauptsächlich in einem Dorf bei Teterow/Mecklenburger Schweiz. So konnte ich Gesichter der um mich herum lebenden Menschen, viele waren Flüchtlinge aus der Zeit des Weltkrieges No2, festhalten.

Der Erfolgsroman „Machandel“ von Regina Scheer aus dem Jahre 2014 ist in dieser Region angesiedelt.

In dieser politisch verkrusteten Periode der DDR, wurde mir die Fotografie zu einem wichtigen Ausdrucksmittel: Bildzeichen, als Abbild der scheinbar ausweglosen Stagnation und auch Landschaftsausschnitte, die der Vorstellung fremder unerreichbarer Länder nachempfunden waren.

Fotos in der Rubrik „Bilder aus Machandel“ und „Zeichen in Landschaften“ kommen aus dieser Zeit.

Von 2006 bis 2018 entstand in Berlin eine Serie über Paare: Atelierarbeiten in denen ich in loser, oft zufälliger Auswahl Menschen, die sich für kurz oder lang zusammenfanden, fotografieren durfte. Bis heute faszinieren mich Phänomene, die Paare zueinander führen und zusammenhalten – sei es auch nur für kurze Zeit. Einige dieser Bilder sind in der Rubrik „Paare vor der Roten Wand“ zu sehen.